'Quo Vadis?' oder 'Im Spätherbst der Demokratie'

zu Konstantin Wecker: 'Weltenbrand'

Buntstiftzeichnung, Rötel, Pastell, Sand, Knetmasse, Gold

 

HYMNE DER AUTOKRATEN

UNTER DEM EINFLUSS EINES WAHRHEITSSERUMS

 

Wir sind die selbsternannten Richter,

kacken Gummiparagrafen,

Pseudogrundsätze und Strafen,

knallen euch die frechsten Lügen,

mitten in die Milchgesichter,

ohne Gegenwind zu kriegen.

 

Ihr dient unsrem edlen Zweck

am besten als Konsumidioten.

Vollgepfropft mit Angeboten,

Habgier, Neid und Hassobjekten,

schluckt ihr dankbar unsren Dreck

wie ausgehungerte Insekten.

 

Vorurteile, Sittenregeln,

Ideologie en masse,

Zerstreuung, Renten, Freizeitspaß -

all das kriegt ihr von uns geschenkt.

Schaut Fußball, Soaps! Sauft Bier! Geht kegeln -

wenn ihr nur nicht zuviel denkt!

 

Marschiert auf ausgetret’nen Wegen!

Überlegt euch jeden Zug!

Spontanes Handeln ist Betrug,

das Chaos euer schlimmster Feind.

Wer Ordnung schätzt, verdient zu leben.

Wehe dem, der sie verneint!

 

Und schließlich: Folgt der Religion,

wie ihr sie kennt von euren Vätern!

Denn nur sie kreiert aus Tätern

Opferlämmer, Gotteskrieger,

Wahrer hehrer Tradition

und selbstgerechte Pyrrhussieger.

 

Uns steckt Wahrheit im Gebein

wie Nullen eures Schlags das Mark.

Ihr fühlt euch schwach. Das macht uns stark,

erbarmungslos und selbstbewusst.

Statt eines Herzens füllt der Stein

der Weisen unsre Reckenbrust.

 

© Marc Andeya-Trefny