Nie wieder Faschismus!

zu Konstantin Wecker: 'Vaterland'

Acryl und Öl auf Holz, Kugelschreiber, Gesso mit Sand, Papiermaché, Kinderkleidung, Papier

80 x 100 cm

 

GRUNDEHRLICHES PLÄDOYER RECHTSPOPULISTISCHER POLITIKER
 
Väter, Söhne, Schnitzelesser,

die ihr meint, es wäre besser,

wenn wir moderater wären,

seid so nett, uns anzuhören!
 
Wer bestellte unsre Lügen,

Schliche und Palastintrigen?

Wer berief uns, mitzunaschen

aus des Fiskus prallen Taschen?
 
Wer beschenkte uns mit Macht

in jener schwarzen Geistesnacht?

Kurz: Wer befahl euch, uns zu küren,

die bloß Angst und Missgunst schüren?
 
Mütter, Töchter, Häuselfrauen!

Euer dummes Blindvertrauen

machte euch zu hohlen Chargen,

maßgeschneidert zum Verarschen.
 
Wie oft hat man euch belehrt:

„Ein Rechtsruck ist und bleibt verkehrt!“

Ihr habt gewählt. Es ging daneben.

Fortan bleibt ihr an uns kleben.
 
Uns ist eure Sympathie

egal wie jede Ideologie,

denn wir sind nur die gold‘ne Schale

eurer faulen Ideale.
 
Onkel, Neffen, Nägelbeißer!

Eure Westen sind nicht weißer.

Wurmt euch unsere Bilanz,

beißt ihr euch selber in den Schwanz.
 
Wer euren Frust in Hass verwandelt,

wird als Magier gehandelt,

hoch gerühmt auf Wahlplakaten,

die bloß altes Schmalz verbraten.
 
Gibt er vor, ein Christ zu sein,

seht Ihr ihn gleich mit Heiligenschein.

Und wirkt er auch noch hübsch und schick,

macht ihr euch an vor lauter Glück.

 

Doch – werte Tanten und Cousinen:

Ist er fähig, dem Volk zu dienen?

‚Ja!‘, brüllt ihr aus voller Kehle.

- Schon gehört uns eure Seele.
 
Schon meint ihr, wir wären Freunde,

hasst ihr doch dieselben Feinde:

Lügenpresse, Fremde, Ketzer,

gutmenschliche Volksverhetzer,
 
Außenseiter, Dissidenten,

Träumer, Künstler und Studenten, 

Flüchtlingshelfer, Bettler, Schwule,

Meinungsvielfalt, freie Schule!
 
- Ja, es drängt, dass wir euch retten,

euch in weiche Betten betten.

Weich zu liegen, schwächt das Rückgrat.

Das bekommt dem Nationalstaat,
 
und den wollt ihr doch am Ende.

Also freut euch auf die Wende!

Ruhet sanft! Denkt nicht so viel!

Es ist doch alles bloß ein Spiel …

 

© Marc Andeya-Trefny