zu Gustav Mahler: 5. Symphonie, 3. Satz Adagietto
Öl auf Leinwand
20 x 40 cm
In Privatbesitz
AN DIE URMUTTER
In deinem Liebesblick erlischt die Zeit,
erlöst sich selbst vom Fluch der Messbarkeit.
Noch gestern war sie leeres Werden und Vergehen.
Ihr Rhythmus glich dem Taumel einer Waage.
Doch nun versiegt die Zukunft voller Anmut im erlosch'nen Tage
und stirbt, mit ihm beglückt vereint, zuletzt
im Jetzt,
um dort, im Niemandsland, aufs Neue zu entstehen.
Zu deinen Füßen ruhen Worte und Gedanken,
befreit von allen rationalen Schranken,
und vage Phantasien erblüh'n zu Wirklichkeiten.
Du hast uns Hoffnungen ins Herz gesät.
Als Ahnungen verliehst du ihnen Kraft und Kontinuität.
Jetzt reifen sie durch deiner Liebe Klarheit
zur Wahrheit
und leuchten sich den Weg durch ungebor'ne Zeiten.
In meiner Seele, Mutter, fließt dein Sehnen,
pulsiert in unermesslich sanften Tönen,
und wogt der Welt als Meer von Zärtlichkeit entgegen.
Dem Feuer gleich will es sich weiterschenken,
die kalte Sinnennacht mit neuer Glut und neuem Licht bedenken.
Dank seiner Macht empfing mein starrer Wille
die Stille,
das Ödland meiner Liebe seinen ersten Regen.”
© Marc Andeya-Trefny