Erinnerung

zu L. v. Beethoven: 6. Symphonie, 'Pastorale'

Öl auf Karton, auf Holz appliziert, faksimilierte Märchenbilder, Kunstmoos, Waldboden, Holzwurzel

60 x 60 cm

 

MEIN HERBST AM SEEUFER

 

Zwei Blätter, für stürmische Tänze zu alt,

treiben quer übers Wasser ins Nebelgewühl.

Der Sog, der sie mitreißt, ist dunkel und kalt.

Doch für sie ist die Drift bloß ein harmloses Spiel.

 

Bald scheinen sie ganz in der Weite verloren,

im Eishauch des aschfahlen Abends erfroren.

Dann plätschern sie wieder ins welkende Licht,

das die Mauer aus Dunst für Sekunden durchbricht.

 

Doch keines der Blätter droht je zu versinken.

Sie sind wohl zu bunt, um im Schwarz zu ertrinken.

Wie wild sie auch strudeln, sie gleiten zum Strand

gegenüber, als zöge sie etwas an Land.

 

So treibe auch ich durch die Wirbel der Zeit

- ein konzentrischer Kreis ohne Ziel oder Ende.

Zwar scheint mir mein See um Äonen zu breit,

doch ich weiß: Dort im Dunst schlummern traumhafte Strände.

 

© Marc Andeya-Trefny